Digitalisierung, verändertes Kundenverhalten, Regulierung durch die EU. Wie sieht die Welt der Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen in zehn Jahren aus? Diese Fragen bewegen Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen, nicht nur in unserer Region. Die VR Bank Kaufbeuren-Ostallgäu lud deshalb am gestrigen Dienstag zu einer Fachdiskussion mit dem Titel “Bank 2030 – wohin geht die Reise?“ Moderiert wurde die Veranstaltung von Stephan Stracke, MdB. Als ausgewiesener Experte für Europäische Finanzpolitik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion war Alexander Radwan, MdB ins Ostallgäu gekommen und stand Rede und Antwort zu finanzpolitischen Fragen.
Zwei Stunden diskutierten die Teilnehmer – Vorstände regionaler Genossenschaftsbanken und Sparkassen sowie Pressevertreter – über Entwicklungen in der Finanzbranche. „Die Digitalisierung verändert die Wertschöpfungskette massiv, da ist eine wahnsinnige Dynamik“, so das Fazit von Radwan. Die entscheidende Frage sei, wie regionale Banken sich aufstellten, um weiterhin auf Erfolgskurs zu bleiben. „Who ist the owner of the customer?“, diese Frage gelte es sich zu stellen. Google, facebook und paypal machen es uns laut Radwan vor: Die Währung der Zukunft sind Daten. „Ihre Aufgabe ist es, nahe am Kunden zu bleiben.“, so der Appell des Bundestagsabgeordneten. Die VR Bank sei da mit ihrem innovativen VideoService auf einem guten Weg. Radwan hatte sich im Vorfeld des Gesprächs bei einer Live-Demonstration selbst von den Vorteilen der Technologie überzeugt.
Ein weiteres Thema, das ausführlich diskutiert wurde, ist die Regulierung der Finanzmärkte. „Nicht viele Länder haben eine Bankenstruktur, wie wir sie in Deutschland kennen“, sagte Radwan. Die Regulierung, wie sie nach der Finanzmarktkrise gewachsen sei, ziele v.a. auf Großbanken. „Mit Basel IV haben wir jetzt die Chance, hier zu unterscheiden und noch einmal nachzubessern. Nicht alle Regularien, die für eine Großbank Sinn machen, braucht es bei kleineren Banken.“, so der MdB. Dass das Thema Verbraucherschutz oft an seinem Zweck vorbei ginge und eher konterkariert werde, wenn ein privater Kreditnehmer einen Stapel in Höhe von 3 cm an Kleingedrucktem unterschreiben müsse, darin war man sich einig.
Kritisch äußerte sich Radwan zum Trend der „green finance“. „Die Großbanken und andere Unternehmen trieben das Thema momentan massiv voran und forderten grüne Investments und sustainable finance. Dabei gehe es ihnen weniger um Nachhaltigkeit und Ökologie, vielmehr witterten sie ein attraktives Geschäft. „Green sells“, das Thema lässt sich gut verkaufen. Ich halte es jedoch für einen radikalen Fehler.“, sagte Radwan. Hier greife die Finanzwirtschaft in die Volkswirtschaft ein, mit nicht abschätzbaren Folgen. „Politische Ziele, die von oben übergestülpt wurden, haben in den USA zur Finanzmarktkrise geführt“, so der MdB. Eine solch „nachhaltige“ Ausgestaltung des Finanzsystems brächten zudem neue Bürokratie bei der Mittelstandsberatung mit sich. Er appellierte daher an die anwesenden Vertreter regionaler Banken, diese Entwicklung zu überdenken und über ihre Verbände auch nach Berlin zu tragen.